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Pactor 4 bald auch in USA?

Was für uns und die meisten Hams auf der Welt selbstverständlich ist, ist unseren Funkerfreunden in USA bisher nicht erlaubt: Digitale Übermittlung mit Pactor 4, einem der fortschrittlichsten und effizientesten Übertragungsverfahren für Kurzwelle. Ein Vorstoss im US-Repräsentantenhaus (!) soll dies nun ändern.

Der Grund, dass US-Amateuren die Verwendung von Pactor 4 (P4) verboten ist, ist eine alte Vorschrift des FCC (Federal Communications Commission), wonach Baudraten >300 Bd auf KW generell verboten sind. P4 arbeitet in den oberen 6 Geschwindigkeitsstufen jedoch mit 1800 Bd. Als die Vorschrift mit der 300 Bd-Grenze festgeschrieben wurde, ahnte niemand, dass höhere Geschwindigkeiten je realisierbar würden. Denn Mehrwegübertragung auf KW führt zur Überlappung benachbarter Symbole, und diese ist umso markanter, je höher die Baudrate ist. Deshalb werden für moderne OFDM (orthogonal frequency division multiplexing) - Verfahren meist Baudraten im Bereich von nur 50 Bd (VARA HF: 42 Bd) oder 100 Bd (Pactor 3) gewählt.
Nun hat aber ein enormer Fortschritt bezüglich digitaler Signalverarbeitung stattgefunden, so dass mit neuen Verfahren, insbesondere mit adaptiver Filterung, die sich kontinuierlich der stetig ändernden Charakteristik des Übertragungskanals anpasst, eine sehr robuste und schnelle Datenübertragung realisiert werden kann. Dies hat die Firma SCS bereits im Jahr 2011 mit ihrem neuen P4-Modem gezeigt.
Die ARRL in USA hat deshalb im Jahr 2013 beim FCC eine Petition zur Abschaffung der 300 Bd-Grenze eingereicht, welche im Prinzip positiv aufgenommen wurde, aber bisher noch zu keiner Änderung geführt hat. Immerhin hat dann das FCC jeweils für Notfunk-Einsätze der Amateure (z. Bsp. Wirbelsturm-Katastrophe auf Puerto Rico 2017) zeitlich beschränkte Ausnahmebewilligungen erteilt - ein Eingeständnis, dass die gegenwärtige Regulierung nicht sinnvoll ist. Dass es trotzdem mit der Abschaffung der Vorschrift nicht vorwärts geht, ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass sich die Amateurgemeinschaft nicht einig ist, ob statt dessen eine generelle Bandbreitenbeschränkung zu verordnen sei. Zusätzlich gab oder gibt es auch einen heftigen Streit unter amerikanischen Amateuren bezgl. der Vorgabe von offener Kommunikation im Amateurfunk. Gegner von Pactor versuchten bereits, P3 zu verbieten, da es sich nicht um offene Kommunikation handle. (Sie argumentierten gar, Terroristenkreise könnten P3 zur Übermittlung geheimer Meldungen missbrauchen...) SCS hat deswegen eine SW zur Dekodierung mitgeschriebener P3-Verbindungen veröffentlicht.
Um die offensichtliche Blockade der Angelegenheit beim FCC zu lösen, hat Debbie Lesko, Abgeordnete aus Arizona, im Kongress einen entsprechenden Vorstoss platziert, wie einer Meldung der ARRL zu entnehmen ist. Hoffen wir, dass ihm Erfolg beschieden ist.